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Nr. 52, Romantik ohne Zuckerguss –
das Halftides in Mullion

Hotelgeschichte - Die Zeit (Hotelheft), erschienen 18. Oktober 2012

Geheime Pfade zu den Klippen, Adelsgeschichten am Kamin – im Halftides Bed and Breakfast fühlen sich nicht nur Rosamunde-Pilcher-Fans wohl

Ein Zimmer mit Meerblick macht Freude. Aber erst ein Zimmer, in dem man nichts hört als das Tosen der Wellen, lohnt einen langen Weg. In duftiger weißer Bettwäsche liegend, geschützt von den pastellfarbenen Wänden horcht man, wie der Atlantik vor dem Fenster tobt. Wenn man am nächsten Morgen aufwacht, plätschert er freundlich, und die Sonne lässt den Raum mit seinen rosa Kissen und hellblauen Vorhängen friedlich strahlen...

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Nr. 53, Auf den Spuren der Ikone –
Die Malerin Georgia O’Keeffee wird in New Mexico
wie eine Heilige verehrt

Reisereportage - Augsburger Allgemeine, erschienen 13. November 2012

In der kargen Landschaft New Mexicos erkannte Georgia O’Keeffe „ihr Land“. Berühmt ist sie wegen ihrer Blumenbilder. Am Donnerstag wäre sie 125 Jahre alt geworden

Beim Anblick der Toilette sind alle aus dem Häuschen. „Sieht eigentlich ganz normal aus“, murmelt eine grauhaarige Frau. Wir befinden uns in einem Lehmhaus auf einem Hügel in der Nähe der Siedlung Abiquiu, New Mexico. Das Bad hinter der Absperrkordel gehörte der amerikanische Künstlerin Georgia O’Keeffe, die hier von 1945 bis 1984 lebte. Es sieht aus wie jedes amerikanische Badezimmer. Allein die Vorstellung, dass es einst von der Meisterin persönlich benutzt wurde, lässt manche Gäste unserer Gruppe erschauern. Der Blick auf Georgia O’Keeffes Toilette ist unser Privileg als Teilnehmer einer streng bewachten Tour durch das Haus der Künstlerin. Sie ist heute einer der meistverehrten Frauen der Kunstgeschichte. Wobei das menschliche Interesse an der selbstbewussten Malerin zuweilen kuriose Züge annimmt. Am 15. November würde O’Keeffe 125 Jahre alt.

„Als ich zum ersten Mal nach New Mexico kam, erkannte ich es sofort als mein Land. Es passte mir wie angegossen.“ So schrieb die Künstlerin in den Vierzigerjahren an ihren Ehemann, den Galeristen Alfred Stieglitz in New York. Längst hatte Stieglitz die um 24 Jahre jüngere Malerin berühmt gemacht. 1917 zeigte er die erste Einzelausstellung der damals Dreißigjährigen, die zu seiner Geliebten wurde. Sie ließ sich von ihm viele Male, oft nackt, fotografieren und die Bilder ausstellen. Er gab auch die erotisch aufgeladene Interpretation ihrer Blumenbilder vor. Beides lenkte das Interesse des Publikums auf die junge Frau mit der schroffen Schönheit und machte sie zu einer der erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit. O’Keeffe, die 1887 als Farmerstochter in Wisconsin zur Welt gekommen war, hatte Malerei studiert. Früh konzentrierte sie sich auf Abstraktion, die damals in der amerikanischen Kunst noch wenig bekannt war. 1924 heiratete sie Stieglitz. Eingeengt durch das puritanische Leben an der Ostküste bekam O’Keeffee Depressionen. Anfang der Dreißigerjahre reiste sie nach New Mexico. In der steinigen Leere fand sie nicht nur Inspiration für ihre Kunst. Sondern auch neue Lebenskraft. Mindestens das halbe Jahr verbrachte sie fortan in dem südwestlichen Bundesstaat. Seit 1940 hatte sie sich um das verfallende Anwesen auf dem Hügel von Abiquiu bemüht. Aber erst 1945 verkauften es ihr die einheimischen Besitzer. Hier lebte sie umsorgt von einem ganzen Stab einheimischen Hauspersonals. Die Tochter der Köchin wurde später zu ihrer Sekretärin. Sie heißt Pita Lopez und führt uns durch das Haus.

Pita Lopez ist eine ungefähr 50jährige Frau von reizender Schüchternheit. Zusammen mit ihrem Bruder Mino nimmt sie in Stoßzeiten fünf Mal täglich Besuchergruppen am Eingang des Hauses in Empfang und erklärt als erstes die Regeln. Nicht nur das Fotografieren ist streng verboten. Im Glauben der indianischstämmigen Bevölkerung stiehlt es die Seele des Menschen. Während der Führung sind auch keine Notizbücher erlaubt. Wieso? O’Keeffe selbst soll doch ständig skizziert haben. Aber so respektlose Fragen verbieten sich angesichts der andächtigen Aufmerksamkeit, mit der die Besucher an Pitas Lippen hängen.

Die Führung beginnt im Garten. Feierlich betrachten wir die Lauch- und Mangoldbeete, die so belassen wurden, wie „Miss O’Keeffe“ sie einst anlegte. Während Pita in Richtung Innenhof vorangeht, bleibt uns Mino auf den Fersen, immer bereit, abtrünnige Schäflein mit scheuem Lächeln auf den rechten Pfad zurück zu scheuchen. Niemand soll den heiligen Ort mit profanen Blicken in private Ecken entweihen.

Nach Abiquiu gelangt sind wir über eine verlorene Straße in einer von Geröllstücken übersäten Mondlandschaft. Nur wenige, dürre Büsche gedeihen auf dem kargen Wüstenboden. Schrundige Felsriegel versperren den Blick auf den Horizont. Der Himmel wölbt sich leer darüber. Es ist die Landschaft, die auch O’Keeffe sah. In den langgezogenen Linien der Gebirge und den kantigen Schatten der Steine fand sie das Material für ihre Abstraktionen. Mit dem Blick der Künstlerin räumte sie die Umgebung auf und übernahm nur Flächen und Umrisse auf ihre Leinwand. So sind abstrakte Landschaftsbilder entstanden, die spannungsreicher sind als die Blumenmotive, mit denen O’Keeffe berühmt wurde. Man erkennt ihren Ursprung sofort, wenn man durch diese Landschaft fährt.

Die Besucher stehen inzwischen im Innenhof. Hier befindet sich nicht nur das fast perfekte Quadrat des Eingangstors, das die Malerin viele Male verewigt hat. In einem schattigen Durchgang hängt auch ein riesiger Tiertotenschädel. O’Keeffe war fasziniert von den ausgebleichten Knochen, die sie in dieser Umgebung überall fand und immer wieder malte. Die Skelette trugen viel zum späten Image der Malerin bei. Mit schweren Hüten und gegerbtem Gesicht, die Hände an Knochen gelegt, inszenierte sie sich in New Mexico als ernste und düstere, manchmal auch grimmige Erscheinung. Längst flog sie nicht mehr nach New York, wenn jemand sie fotografieren wollte.

Die Küche ist einer der wenigen Räume, die wir betreten dürfen. Andächtig schauen wir auf Georgia O’Keeffes Salzfass. Die nüchtern inszenierte Sitzgruppe um den edel reduzierten Küchentisch würde auch heute in jedem Wohnmagazin bestehen. Die Möbel sind Herzstücke der klassischen Moderne. Die nackten Glühlampen vor dicken Lehmwänden reines Understatement. Pita führt uns ins Atelier. Die Aussicht über die weiten Ebene des Chama-Tales und die sich hochschlängelnde Straße ist spektakulär. Die Fenster von Bad und angrenzendem Schlafzimmer reichen bis zum Boden. „Zog sie auch manchmal die Vorhänge zu?“, will eine Besucherin wissen.

Der Wildnis New Mexicos setzte sich O’Keeffe häufig aus. Oft malte sie an einer Stelle im Chama-Tal, zwei Kilometer östlich von Abiquiu, die sie „The White Place“ nannte. Regengüsse wuschen in Jahrtausenden weichere Sedimente aus einem Sandsteinmassiv und hinterließen beinahe magisch wirkende Steinsäulen. Es ist eine ewige Landschaft, in der Menschen keine nennenswerten Spuren hinterlassen haben. So still und majestätisch, wie O’Keeffe sie sah, sieht sie auch heute noch aus.

Zum Ende ihres Lebens zog die Malerin nach Santa Fe, wo sie 1986 im Alter von 98 Jahren starb. Seit ein paar Jahren wird ihr künstlerischer Nachlass dort in einem eigenen Museum gezeigt. Das verwinkelte Lehmgebäude gehört zu den meistbesuchten Kunstmuseen der USA und steht in einer unauffälligen Nebenstraße. Die Kuratorin Carolyn Kastner, eine zarte Frau mit kontrollierten Gesten, ist äußerlich das Gegenteil der herben O’Keeffe. Aber ihr Blusenkittel mit den viereckigen Taschen hätte in den Zwanzigerjahren auch die Meisterin beim Malen gekleidet. Carolyn verehrt O’Keeffe seit ihrer Jugend. „Sie war eine so selbstsichere Frau.“ Für die aktuelle Ausstellung hat Carolyn eigenhändig Teile von O’Keeffes Campingausrüstung zusammengebaut, „dabei hasse ich Camping“. Auf einem ihrer Lieblingsfotos watet O’Keeffe durch Schlammpfützen „Sie achtete überhaupt nicht auf ihre Schuhe!“ In den Siebzigerjahren wurde die Künstlerin von der Frauenbewegung entdeckt. Die Verehrung der Feministinnen galt nicht in erster Linie der Kunst. Sie galt einer Frau, die niemals zimperlich war.

Auf dem Weg nach Abiquiu hatte uns die Navi in die Wildnis geschickt. Auf einer Schlammpiste drehten die Räder leer. Die Navi behauptete, hier sei das Haus, das wir suchten. Das Handy hatte schon lange kein Signal mehr. Als wir gerade in Panik geraten wollten, sahen wir am Rand einer Wiese ein anderes Auto. Darin saß ein älteres, langhaariges Paar und kaute Sandwiches. Der Mann stellte sich als Jim vor. Seine Frau Janice schenkte uns dicke, frisch gepflückte Pfirsiche. Nach dem Lunch führten sie uns sicher zurück auf die Straße. „Was wollt ihr hier eigentlich?“ fragten sie. Die Antwort brachte Jim zum Lachen. „Miss O’Keeffe? Die hab’ ich noch gekannt. Wollt ihr hören, wie ich ihre Katze überfuhr?“ Dann erzählte er, wie er als junger Mann für eine Brennstofffirma arbeitete und auch die Malerin mit Öl für ihre Heizung belieferte. Als er vom Hof in Abiquiu wegfuhr, bemerkte er nicht, dass es sich deren Katze unter seinem Auto gemütlich gemacht hatte. „Sie war dann ziemlich traurig. Aber sie sagte, ich solle mir keine Gedanken machen. Sie wusste ja, dass ich nichts dafür konnte.“ Wir bedankten uns sehr bei Jim. Nicht nur für die Hilfe mit dem Auto. Sondern auch für den Beweis, dass Georgia O’Keefe nicht nur eine Ikone war. Sondern auch ein Mensch aus Fleisch und Blut.

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Nr. 56, Die Leichtigkeit der Schwergewichte –
Kochen auf den Cook Islands

Reisereportage - Die Zeit (Sonderheft Reise), erschienen 7. März 2013

Auf den Cook Islands kann man sich von Einheimischen bekochen lassen – mit frisch gefangenem Südseefisch, Backhuhn im Bananenblatt und scharfem Papayasalat. Wenn danach der Bastrock spannt, stört das hier niemanden

Verstanden habe ich es am letzten Vormittag. Vor mir standen fünf pummelige kleine Mädchen mit Blumen im Haar. Als ihr Einsatz kam, begannen sie, im Gleichklang mit den Baströckchen zu wackeln und die Arme anmutig zu winden. Ihr stolzes Strahlen voller Zahnlücken ging ans Herz...

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Nr. 61, Love Parade auf vier Beinen –
die Dackelparade in Krakau

Reisereportage - Die Zeit, erschienen 26. September 2013

Im Kommunismus war die Krakauer Dackelparade subversiv. Heute macht der Marsch einfach nur Spaß

"Caruso, was machst du denn mit deinen Flügeln?" Die Frau in Hellblau versucht, Autorität auszustrahlen. Doch das ist schwierig, wenn man ein Paar Schmetterlingsflügel aus Pappe auf dem Rücken trägt. Dasselbe Modell in klein ist am Halsband ihres Dackels befestigt. Caruso will aber gar kein Schmetterling sein. Schwanzwedelnd windet er sich hin und her und wirft das Pappkonstrukt immer wieder herunter...

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